Im März erhielt ich über Sportscheck und adidas die Möglichkeit den neuen Solarboost von adidas über einige Wochen zu testen. Der erste Eindruck ist positiv: Die Verarbeitung wirkt hochwertig, das Obermaterial weich und somit sehr angenehm am Fuß. Die Fersenpartie kommt adidastypisch im Bereich der Achillessehne ohne Hartschale aus und ist somit insbesondere für Läufer mit Schmerz- oder Reizproblematik in diesem Bereich sehr interessant und fast schon alternativlos.
Bezüglich der Passform ist auch hier der erste Eindruck durchaus gut: der Einstieg in den Schuh fällt leicht und fühlt sich sehr nach „Hausschuh“ an, im Positiven, aber auch im Negativen. Soll heißen: Im Ersteindruck ist der Schuh zwar bequem, aber es fehlt mir ein gewisser Halt, den ich von meinen eigenen Schuhen gewohnt bin.
(Wenn ich von „Halt“ bezogen auf die Passform spreche, dann meine ich das sichere Gefühl, dass ich einen fest anliegenden Schuh am Fuß habe, der mich beim Abrollen unterstützt und ein Gefühl von Führung vermittelt. Im Gegensatz dazu würde sich ein Schuh zu locker/weit oder „unauffällig“ anfühlen.)
Grundsätzlich muss das nicht schlecht sein, schließlich sind Füße und Vorlieben bei Läufern sehr verschieden – und schlecht fühlt es sich definitiv nicht an. Für mein Gefühl ist der Halt im Schuh noch ausbaufähig, falls nicht explizit das Gefühl von wenig Schuh am Fuß vermittelt werden soll.
In den vergangenen Wochen habe ich den Solarboost in verschiedenen Bereichen im Einsatz gehabt, vornehmlich bei 10 Kilometer Läufen, Tempowechselläufen mit Übungen aus dem Bereich Athletiktraining, sowie auf dem Fußballplatz als aktiv an Übungen (ohne Ball) teilnehmender Trainer. Dies sind auch sonst meine typischen Einsatzbereiche für meine Schuhe.
Eines vorweg: es gab keinen Bereich, in dem das Modell mich enttäuscht oder im Stich gelassen hat. Sämtliche Trainingsformen waren grundsätzlich umsetzbar, in manchen war der Solarboost natürlich besser, in manchen schlechter geeignet.
Objektiv betrachtet soll der Schuh wohl für lange Strecken auf Asphalt gedacht sein: starke Dämpfung, möglichst reibungsloses Abrollverhalten, hoher Tragekomfort für lange Läufe.
Genau dafür ist er mit Sicherheit für viele Läufer auch bestens geeignet.
Nun aber zu meinem persönlichen Eindruck in meinem individuellen Einsatz:
Der erste Eindruck von „wenig Halt“ hat sich auf Dauer nicht so richtig bestätigt. Ich bin zwar schon Modelle gelaufen, die mir diesbezüglich mehr Führung angeboten haben, aber mit der Zeit habe ich mich auch an das vom Solarboost vermittelte Laufgefühl gewöhnt. Gewicht und Obermaterial sowie die Passform insgesamt fühlen sich gut an.
Das Abrollverhalten ist für mich gewöhnungsbedürftig. Auf langen, langsameren Läufen ist mir die Dämpfung fast schon zu weich. Ich habe das Gefühl, dass es einfach zu viel Dämpfung für meine 80 Kilogramm und maximal 10 Kilometer langen Läufe ist. Allgemein empfinde ich die Fersendämpfung als etwas „schwammig“, kann es aber nicht wirklich bewerten, da ich vermutlich einfach weniger Dämpfung gewohnt bin.
Sobald ich das Tempo angezogen habe und mehr über den vorderen Fuß abgerollt habe, verbesserte sich das Laufgefühl aber deutlich. Hier ist von der starken Dämpfung weitaus weniger zu spüren, das Obermaterial und die lockere Passform hingegen könnten etwas unterstützender sein. Für adidas sicherlich ein schmaler Grat, dort die goldene Mitte zu finden für verschieden breite Vorderfüße.
Im Athletiktraining sowie bei den Tempowechselläufen auf Asphalt war ich positiv überrascht. Einbeinige Sprünge, Ausfallschritte, Box Jumps, allesamt sicher zu kontrollieren, obwohl der Schuh in seinen Eigenschaften definitiv nicht für diese Übungen gemacht sein sollte. Ebenso konnte ich auf dem Kunstrasenplatz viele Übungen problemlos umsetzen, da die Sohle ausreichend rutschfest war. Hier möchte ich aber betonen, dass Kunstrasenplätze stark unterschiedliche Qualitäten aufweisen und ich nicht für jeden Sportplatz in Deutschland sprechen kann. Auf unserem, recht neuen Platz, kam ich allerdings gut mit dem Schuh zurecht. Fussballer, die einen flexibel einsetzbaren Laufschuh für ihre Vorbereitung suchen, könnten hier also durchaus glücklich werden.
Wie ist also mein Fazit? Mein Ersteindruck war solide bis ganz gut, ließ mich aber wegen des lockeren, weichen Sitzes Schlimmes vermuten für meinen Trainingseinsatz. Letztlich wurde ich aber positiv überrascht und kam besser zurecht als ich es eingangs vermutet hatte.
Somit kann ich den aktuellen Solarboost guten Gewissens weiterempfehlen. Um in meinem eigenen Schuhschrank zu landen, müssten allerdings ein paar Kleinigkeiten besser auf meinen persönlichen Geschmack passen. Zuletzt haben andere Hersteller diesen etwas besser bedient. Aber wer weiß, vor fast genau einem Jahr habe ich mich erst in letzter Instanz für ein Produkt der Konkurrenz und gegen einen Ultraboost entschieden. 😉
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